Bauen Wohnen Freizeit - März/April/Mai 2016
Wohnungen für Jung und Alt
Denkmalgeschütztes INSPEKTORENHAUS mit neuem NutzungskonzeptDas INSPEKTORENHAUS in Kitzen südwestlich von Leipzig, gehört zum Ensemble des inmitten des Ortskerns gelegenen Rittergutes. Es ist in seiner heutigen Form 1922 unter Verwendung von Elementen des Barocks und der Renaissance errichtet worden und diente nach Ende des 2. Weltkriegs als Verwaltungsgebäude des ehemaligen Kreisbetriebes Landtechnik. Später wurde es als Wohnhaus genutzt. Im Jahr 2000 mussten die letzten Mieter ausziehen. Investitionen blieben aus. Begleitet vom Brand in einem der Nebengebäude und Vandalismus folgte eine lange Zeit, in der das Gebäude nach und nach verfiel. Als das Objekt 2014 zum Verkauf ausgeschrieben wurde, entschloss sich ein ortsansässiger Bauingenieur zuzugreifen. Dem zum Schandfleck verkommenen INSPEKTORENHAUS eröffneten sich plötzlich neue Perspektiven.
Schon vor dem Ankauf hatte sich der neue Eigentümer intensiv Gedanken über ein Nutzungskonzept gemacht. Schnell war ihm klar, dass ein Mehrgenerationenhaus die beste Variante darstellen würde. Das Konzept stieß bei potentiellen Mietern auf große Resonanz, die ersten beiden Wohnungen sind bereits bezogen, eine dritte ist fertiggestellt. Zwei weitere Wohnungen und die dazugehörigen Treppenhäuser werden noch saniert.
Energie- und Wärmekonzept
Um den hohen energetischen Standard zu erreichen, den die KfW für die Sanierung eines Denkmals fordert, konzentrierte sich der Bauherr Carsten Iwan bei der energetischen Ertüchtigung vor allem auf die Dämmung der Gebäudehülle. Neben neuen Holzbarock- Fenstern mit Thermo-Doppel-Verglasung wurde eine mineralische, kapillaroffene Innendämmung eingebaut. Die schöne Fassadenarchitektur konnte so erhalten werden. Der Erdgeschossfußboden wurde 30 Zentimeter abgesenkt, damit das Erdgeschoss barrierefrei umgebaut und die Wärmedämmung sowie eine Fußbodenheizung eingebaut werden konnten. Das Energiekonzept wird durch eine Zellulosedämmung in der obersten Geschossdecke und allen Mansarden abgerundet. Für die Wärmeversorgung wurde eine Erdgas-Heizungsanlage mit dezentralen Kesseln je Wohneinheit eingebaut. Der Energieverbrauch wird voraussichtlich bei weniger als 4 Liter pro Quadratmeter liegen.
Verein bewahrt Kulturgut
Bereits 1996 ist die Kirche St. Nicolai zu Hohenlohe Kitzen in die Denkmalliste des Landes aufgenommen worden. Es handelt sich um die einzige kreuzförmige Saalkirche Sachsens, die in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Unter den spätromanischen Dorfkirchen in Sachsen nimmt sie deshalb eine Sonderstellung ein. St. Nicolai gilt als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Dennoch blieb sie lange Zeit dem Verfall preisgegeben.
Engagierte Bürgerinnen und Bürger gründeten 2008 den "Förderverein der Kreuzkirche Sankt Nikolai zu Hohenlohe-Kitzen e.V", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die altehrwürdige Kirche als Bau- und Kulturdenkmal zu erhalten. Im Jahr 2010 erwarb der Verein das Gotteshaus. Als Eigentümer wird künftig eine eigens gegründete Stiftung fungieren, die derzeit aber noch nicht rechtsfähig ist.
Unterdessen schreiten die Arbeiten an der Kirche zügig voran. Dachstuhl und Dach sind bereits 2014 vollständig saniert worden. Inzwischen wurde die gesamte Bauhülle restauriert, die Fassade erstrahlt in neuem Glanz. Die Mauerwerkstrockenlegung ist abgeschlossen, Fugen wurden repariert und die Fenster mitsamt der Bleifassungen erneuert. Das romanische Südportal zeigt sich in alter Schönheit. Das Tor gilt in der Fachwelt als besonders bemerkenswert, da es aus den frühesten Tagen der Kirche, also aus dem 12. Jahrhundert, stammt und die Verzierung der Säulen für die damalige Zeit sehr selten ist. Die restauratorisch-denkmalpflegerische Zielsetzung der Fassadensanierung bestand in einer behutsamen Instandsetzung, um den gewachsenen Zustand er Bausubstanz sichtbar zu machen und zu wahren. Dazu zählt die offene Präsentation des Stein- und Fugenbestandes ebenso wie die Erhaltung des vollflächigen Verputzes an den jüngeren Anbauten. Die Sache ist auf einem guten Weg und wird aktuell weiter vorangetrieben. Finanziert wird die Sanierung der Kirche aus verschiedenen Fördertöpfen sowie durch Spenden und Eigenmittel.
Pfennig Bau: Die Dämmprofis
An der Sanierung des einstmals zum Rittergut Kitzen (heute Ortsteil von Pegau) gehörenden Inspektorenhauses beteiligte sich die Firma Pfennig Bau mit Dämmarbeiten.
So wurden die Mansarden-Dachschrägen und ihre Abseitenwände geöffnet und mit einer Dämmschutzschicht in Form von Holzweichfaserplatten versehen, um die eigentliche Dämmung einbringen zu können. Dafür benötigte es nach innen für alle Gaupen und Dachschrägen eine lückenlose luftdichte Ebene, die mit der feuchtevariablen Dampfbremse Intello plus realisiert wurde. Sie verhindert das Einströmen von feuchtwarmer Raumluft in die Dämmung, lässt aber die Diffusion zu. Danach wurde mit isofloc Zellulose im Einblasverfahren gedämmt.
Zusätzlich wurde die oberste Geschoßdecke gedämmt: Der Fehlboden wurde erst wiederum mit isofloc ausgeblasen, danach der Fußboden mit dem Hufer-Bodensystem (Bodenexpander) 20 cm aufgeständert, um einen Hohlraum für zusätzliche Dämmstärke zu schaffen. Um die luftdichte Ebene in der Mansarde zu schließen, wurde zuvor wiederum eine Dampfbremse auf den bestehenden Fußboden verlegt. Abgeschlossen wurde der neue Fußboden mit OSB-Platten. Nun musste der neu entstandene Hohlraum nur noch mit isofloc ausgeblasen werden. Das Resultat ist eine risikofreie, lückenlose Dämmung in der Mansarden-Etage.
Unser Dank gilt dem Bauherren Herrn Carsten Iwan für das entgegengebrachte Vertrauen. Die gelungene Dämmmaßnahme nach aktuellsten Vorgaben zeigt einmal mehr, dass sich historische Bausubstanz mit modernsten, aber hochwertigen Materialien ideal verbinden lässt.