Pfennig Bau
Deutsches Handwerksblatt Leipzig - 20. Juni 2019

Vor Ort sein und sehen, wo der Schuh drückt

Betriebsbesuche: Beim Austausch mit dem Handwerkskammerpräsidenten kommen Themen auf den Tisch, die Unternehmer beschäftigen. Jüngst war Claus Gröhn in der Region unterwegs.

Wie sieht es aus bei den Betrieben? Diese Frage stellt sich der Vorstand der Handwerkskammer regelmäßig und will sie nicht nur anhand von Aussagen der hauptamtlich beschäftigten Betriebsberater und statistischer Erhebungen beantworten, sondern sozusagen aus erster Hand. Dazu finden regelmäßig Betriebsbesuche statt. Begleitet werden diese immer wieder von den zuständigen Kommunalpolitikern.

In den ersten Monaten standen Besuche sowohl in Unternehmen der Stadt Leipzig als auch der beiden Landkreise auf dem Programm. So unterschiedlich die Betriebe hinsichtlich ihrer Gewerke und Größe auch waren, so brannten den meisten von ihnen doch die gleichen Probleme auf den Nägeln. Es geht vor allem um die Wertschätzung des Handwerks und des Unternehmers in der Gesellschaft, die häufig auch durch die Politik fehlt. Das widerspiegle sich beispielsweise in der Diskussion um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung oder der Meisterpflicht als Voraussetzung für eine selbstständige Tätigkeit. Handwerker zahlen für die eigene Weiterbildung und für die Weitergabe ihres Wissens an die nachfolgende Generation, die akademische Bildung werde auch durch ihre Steuern finanziert. Handwerk bietet heute eigenverantwortliche, kreative Arbeit, die nicht mehr hauptsächlich nur körperlich anstrengend und schmutzig sei. Zu oft werde das Handwerk aber noch so gesehen.

Moderne Technik habe in den meisten Betrieben Einzug gehalten und verändere die Arbeitswelt. Dabei, so war man sich einig, müsse noch mehr getan werden, um den Wandel zu verdeutlichen. Hemmnisse für die Arbeit sehen die Unternehmer im regional unterschiedlichen Maß der Infrastruktur. Genannt wurden fehlendes schnelles Internet ebenso wie schnelle Verbindungsstraßen zu den Oberzentren und Anbindungen an die Autobahnen.

Als Hauptbelastung kristallisierte sich erneut die ausufernde Bürokratie heraus. In jeder Branche wurden gleich mehrere Beispiele benannt. Für Bauhandwerker lohne sich beispielsweise eine Beteiligung an Ausschreibungen der öffentlichen Hand kaum noch, da der Aufwand unverhältnismäßig hoch sei und viele Angaben und Nachweise jedes Mal neu erbracht werden müssten. Mit der neuen Verpackungsverordnung stehe gerade das Lebensmittelhandwerk erneut vor mehr Belastungen und einer Benachteiligung im Wettbewerb mit den großen Ketten und Discountern. Hier wurde wirtschaftlich effizientes Arbeiten gefordert. Die Möglichkeiten der Digitalisierung müssten genutzt werden. Gerade auf kommunaler Ebene sollte die Bürokratiebremse angezogen werden.
Bildunterschrift:
Großer Bahnhof zum 15. Unternehmensjubiläum in der 105 Jahre alten Filzfabrik in Oschatz. Hier entstand auch der neue Schauraum und das neue Büro des Unternehmens. David Pfennig begrüßt die Präsidenten der Handwerkskammer und der IHK zu Leipzig, Claus Gröhn und Kristian Kirpal, die Vizepräsidentin der Landesdirektion Sachsen, Andrea Staude, Vertreter des Landkreises Nordsachsen sowie Geschäftspartner, Lieferanten und seine Mitarbeiter.

Text u. Bild: Andrea Wolter