Oschatzer Allgemeine - 20. April 2019
Die Collm-Spitze - Filz-Test und Asbest im Osternest
Wie nennt man einen Lehrling beim Zoll? Filzstift! Dieser Witz geht zurück auf den umgangssprachlichen Begriff „filzen“ fürs gründliche Durchsuchen von Personen, vorzugsweise durch Abtasten des Körpers.
Es verwundert, dass sich die Zollbehörde als neues Domizil in Oschatz ab 2020 den Bahnhof wählte – und nicht etwa die Alte Filzfabrik. Diese ist am 1. Mai Schauplatz etlicher Aktionen. Da wird richtig gefilzt (nicht am Körper, aber trotzdem von Hand), ein Sandkasten wird auf Münzen „gefilzt“ und Hanfpflanzen werden „für besseres Raumklima“ sorgen. „Besser“ kann da wohl im Sinne von „entspannter“ gelesen werden. Vielleicht sollten die künftigen Oschatzer Zollbeamten beim Tag der offenen Tür in der Alten Filzfabrik vorbeischauen und schon vor dem offiziellen Dienstantritt mal probe “filzen“. Seltsam auch, dass Initiator David Pfennig einen Aktionstag, an dem so viel „gefilzt“ wird, nicht auf Ostern legt. Da suchen doch ohnehin alle gern.
Um Müll zu finden, muss den Hutberg und andere Ecken in Oschatz niemand „filzen“. Denn auch wer die Areale nur beiläufig absucht, findet etliche Dinge, die andere unerlaubterweise liegen ließen – in der Hoffnung, das wieder andere sie finden und mitnehmen – das ist ja auch eine schöne Art des Osterbrauchs.
Pfiffige Müllsammler machen Müllsünder ausfindig und drehen den Spieß um. Den illegal entsorgten Abfall in kleine Körbchen portioniert und hübsch mit Schleifchen verziert, schicken sie zurück an den Verursacher, dazu ein buntes Kärtchen mit Vers: „Dies ist ein Gewissenstest, viel Freude noch mit deinem Asbest, gesammelt in einem Osternest.“