Oschatzer Allgemeine - 02. Mai 2024
Zwei Feste an einem Ort: Besuchersturm auf die alte Oschatzer Filzfabrik
Pfennig Bau wird 20 Jahre alt und lädt Oschatzer bei bestem Wetter zu einem Volksfest ein.Oschatz. Auf den ersten Blick haben die beiden runden Jahreszahlen, das 20-jährige Bestehen der Firma Pfennig Bau und 110 Jahre Filzfabrik in Oschatz, nur wenig miteinander zu tun. Auf den zweiten Blick schon.
Vor 20 Jahren startete der Oschatzer David Pfennig als Ich-AG in die berufliche Selbstständigkeit. Inzwischen sind in dem Unternehmen über 70 Mitarbeiter beschäftigt, hat sich das Handwerksunternehmen in eine Unternehmensgruppe verwandelt. Neben dem Bauunternehmen Pfennig Bau gehört beispielsweise auch der Online- Baustoffhändler für ökologische Baustoffe „baunativ“ zur Gruppe. Das Unternehmen expandierte auch räumlich, 2011 kauften David Pfennig und Jens Hönisch das Objekt und deckten damit nicht nur den eigenen Platzbedarf für Pfennig Bau, sondern entwickelten die Alte Filzfabrik zu einem eigenständigen Gewerbepark.
Arbeiten mit Naturbaustoffen
„Manche hielten und halten mich vielleicht immer noch für einen größenwahnsinnigen Maurermeister“, sagte Pfennig bei der Jubiläumsfeier für seine Mitarbeiter, Weggefährten, Freunde und Geschäftspartner. Ihnen allen dankte er bei der Feier auf dem Werksgelände für die Treue zum Unternehmen.
Pfennig selbst ist der Überzeugung, dass sich der Bausektor in den kommenden Jahren enorm verändern wird. Lehmbau und der Einsatz von ökologischen Baustoffen gehören neben den konventionellen Methoden und Materialien bereits zum Standard. „Wir werden uns in absehbarer Zeit nach Alternativen für beispielsweise die Gipskartonplatten umsehen müssen. Gips ist ein Abprodukt aus den Kohlekraftwerken. Davon wird es immer weniger geben“, so Pfennig.
Lehmbauplatte und Stopfhanf
In der eigenen Unternehmensgruppe wird schon nach Alternativen gesucht. Dazu zählt beispielsweise eine Lehmbauplatte, die sich ähnlich verarbeiten lässt wie eine Gipskartonplatte, aber im Endeffekt wieder kompostiert werden könnte. Mit einem anderen Produkt ist er schon auf dem Baustoffmarkt vertreten, dem Dämmmaterial Stopfhanf mit dem sächsischen Namen „Unlavede“.
„Wir haben noch viel vor, dafür ist auf dem Gelände der Filzfabrik auch der Naturbaucampus am Entstehen“, so Pfennig. Der weiß aber auch, dass alle Ideen nur wenig wert sind, wenn nicht eine gute Mannschaft an Bord ist. Die stand beim Firmenfest auch im Mittelpunkt. Zu den Gästen gehörten auch Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer zu Leipzig. Der Chef der IHK, Kristian Kirpal, lobte die Oschatzer Unternehmensgruppe vor allem wegen ihres Engagements im ländlichen Raum von Sachsen, der oft wirtschaftlich unterbelichtet ist.
Volksfest auf dem Fabrikgelände
Ein echtes Volksfest gab es am gleichen Ort nur wenige Stunden später in der einstigen Filzfabrik Oschatz. Das Mit-Mach-Fest zog auch viele Heimatfreunde und Geschichtsinteressierte an. Die Firma, die vor 110 Jahren durch den Unternehmer Ambrosius Marthaus gegründet wurde, war viele Jahrzehnte lang in Oschatz Arbeitgeber. Erst nach der politischen Wende wurde auf dem Gelände die Produktion von Filz für die Autoindustrie eingestellt.
Für Kinder und Familien gab es nicht nur ein riesiges Unterhaltungs- und Spielangebot. Vor Ort waren auch zahlreiche Unternehmen, die ihr Produktions- und Dienstleistungsspektrum präsentierten. Außerdem wurden unter der fachkundigen Leitung von Jutta Pfennig Führungen durch das geschichtsträchtige Werksgelände organisiert.
Bildunterschriften:
Schiffstaufe bei den Feierlichkeiten zu 20 Jahre Pfennig Bau und 110 Jahre Oschatzer Filzfabrik. David Pfennig taufte das Spielschiff auf dem Betriebsgelände auf den Namen der Mutter des Filzfabrikgründers „Aurelie“.Bei dem Fest wurde für jede Altersgruppe auf dem Fabrikgelände ein Unterhaltungsprogramm geboten. Kinder konnten sich beispielsweise an Naturbaustoffen wie Lehm ausprobieren oder selbst Knete herstellen.
In den Lagerhallen des Baustoffhandels wurden auch zahlreiche Exponate aus der Zeit der Filzfabrik gezeigt. Dazu gehörte unter anderem auch eine große Presse, die von den Besuchern bestaunt wurde.
Text und Foto: Hagen Rösner