Zwei Feste an einem Ort: Besuchersturm
auf die alte Oschatzer Filzfabrik
Pfennig Bau wird 20 Jahre alt und lädt Oschatzer bei bestem Wetter zu einem Volksfest ein.
Oschatz.
Auf den ersten Blick haben
die beiden runden Jahreszahlen, das
20-jährige Bestehen der Firma Pfennig
Bau und 110 Jahre Filzfabrik in
Oschatz, nur wenig miteinander zu
tun. Auf den zweiten Blick schon.
Vor 20 Jahren startete der
Oschatzer David Pfennig als Ich-AG
in die berufliche Selbstständigkeit.
Inzwischen sind in dem Unternehmen
über 70 Mitarbeiter beschäftigt,
hat sich das Handwerksunternehmen
in eine Unternehmensgruppe
verwandelt. Neben dem
Bauunternehmen Pfennig Bau gehört beispielsweise auch der Online-
Baustoffhändler für ökologische
Baustoffe „baunativ“ zur
Gruppe. Das Unternehmen expandierte
auch räumlich, 2011 kauften
David Pfennig und Jens Hönisch das
Objekt und deckten damit nicht nur
den eigenen Platzbedarf für Pfennig
Bau, sondern entwickelten die Alte
Filzfabrik zu einem eigenständigen
Gewerbepark.
Arbeiten mit Naturbaustoffen
„Manche hielten und halten mich
vielleicht immer noch für einen größenwahnsinnigen
Maurermeister“,
sagte Pfennig bei der Jubiläumsfeier für seine Mitarbeiter, Weggefährten,
Freunde und Geschäftspartner.
Ihnen allen dankte er bei der Feier
auf dem Werksgelände für die Treue
zum Unternehmen.
Pfennig selbst ist der Überzeugung,
dass sich der Bausektor in den
kommenden Jahren enorm verändern
wird. Lehmbau und der Einsatz
von ökologischen Baustoffen gehören
neben den konventionellen Methoden
und Materialien bereits zum
Standard. „Wir werden uns in absehbarer
Zeit nach Alternativen für
beispielsweise die Gipskartonplatten
umsehen müssen. Gips ist ein
Abprodukt aus den Kohlekraftwerken.
Davon wird es immer weniger
geben“, so Pfennig.
Lehmbauplatte und Stopfhanf
In der eigenen Unternehmensgruppe
wird schon nach Alternativen gesucht.
Dazu zählt beispielsweise
eine Lehmbauplatte, die sich ähnlich
verarbeiten lässt wie eine Gipskartonplatte,
aber im Endeffekt
wieder kompostiert werden könnte.
Mit einem anderen Produkt ist er
schon auf dem Baustoffmarkt vertreten,
dem Dämmmaterial Stopfhanf
mit dem sächsischen Namen
„Unlavede“.
„Wir haben noch viel vor, dafür ist
auf dem Gelände der Filzfabrik
auch der Naturbaucampus am Entstehen“,
so Pfennig. Der weiß aber
auch, dass alle Ideen nur wenig wert
sind, wenn nicht eine gute Mannschaft
an Bord ist. Die stand beim
Firmenfest auch im Mittelpunkt. Zu
den Gästen gehörten auch Vertreter der
Industrie- und Handelskammer
(IHK) und der Handwerkskammer
zu Leipzig. Der Chef der IHK, Kristian
Kirpal, lobte die Oschatzer
Unternehmensgruppe vor allem
wegen ihres Engagements im ländlichen
Raum von Sachsen, der oft
wirtschaftlich unterbelichtet ist.
Volksfest auf dem Fabrikgelände
Ein echtes Volksfest gab es am gleichen
Ort nur wenige Stunden später
in der einstigen Filzfabrik Oschatz.
Das Mit-Mach-Fest zog auch viele
Heimatfreunde und Geschichtsinteressierte
an. Die Firma, die vor
110 Jahren durch den Unternehmer
Ambrosius Marthaus gegründet
wurde, war viele Jahrzehnte lang in
Oschatz Arbeitgeber. Erst nach der
politischen Wende wurde auf dem
Gelände die Produktion von Filz für
die Autoindustrie eingestellt.
Für Kinder und Familien gab es
nicht nur ein riesiges Unterhaltungs-
und Spielangebot. Vor Ort
waren auch zahlreiche Unternehmen,
die ihr Produktions- und
Dienstleistungsspektrum präsentierten.
Außerdem wurden unter der
fachkundigen Leitung von Jutta
Pfennig Führungen durch das geschichtsträchtige
Werksgelände organisiert.
Bildunterschriften:
Schiffstaufe bei den Feierlichkeiten zu 20 Jahre Pfennig Bau und 110 Jahre Oschatzer Filzfabrik. David Pfennig taufte das Spielschiff auf dem Betriebsgelände auf den Namen der Mutter des Filzfabrikgründers
„Aurelie“.
Bei dem Fest wurde für jede Altersgruppe auf dem Fabrikgelände ein Unterhaltungsprogramm
geboten. Kinder konnten sich beispielsweise an Naturbaustoffen
wie Lehm ausprobieren oder selbst Knete herstellen.
In den Lagerhallen des Baustoffhandels wurden auch zahlreiche Exponate aus
der Zeit der Filzfabrik gezeigt. Dazu gehörte unter anderem auch eine große
Presse, die von den Besuchern bestaunt wurde.